Bundessenioren Artikel Nr.25, vom 10.12.2022, von Brigitte Buggle   

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Es gibt Zeiten, da geschehen Dinge,
die uns unmöglich erscheinen.
Doch wenn sie sich im feierlichen Klang
unzähliger Weihnachtsglöckchen ereignen
und dann noch unter einem Meer aus funkelnden
Sternen geschehen, dann sollten wir an sie glauben.
Denn dann handelt es sich um ein Weihnachtswunder.

aus Zauber des Nordsterns von Annette Moser


Haben Sie schon Ihre Weihnachtsgeschenke für Ihre Lieben zusammen?
Haben Sie auch schon all Ihre Weihnachtsgrüße verschickt?
Dann handelt sich wahrscheinlich um die vielen Weihnachtsgrüße, die inzwischen schon auf meinem Wohnzimmertisch liegen und mir ein schlechtes Gewissen machen.
Ich habe nämlich noch keine Weihnachtsgrüße verschickt und ich werde mich auch ganz stur daran halten: meine Weihnachtsgrüße gibt es dieses Jahr erst in der 4. Adventswoche.
Es hat sich so viel ereignet, dass ich gar nicht weiß, womit ich eigentlich anfangen soll.
Es fühlt sich fast an, wie in meiner Jugend, als mein Vater noch seine Schneiderwerkstatt betrieb und wir um Weihnachten immer das beste Geschäft machten und damit fast keine Zeit für uns selbst übrigblieb.
Aus meiner Jugend kenne ich die Adventszeit nur als Stresszeit, obwohl es das Wort zu dieser noch gar nicht gab, in dieser Zeit bekamen alle Männer im Dorf neue Hosen und neue Anzüge und mein Vater stand bis zum 1. Glockenläuten in seiner Schneiderwerkstatt und arbeitete.

Im Dezember musste dann natürlich auch noch ein Schwein geschlachtet werden, was auch mit viel Arbeit für meine Mutter verbunden war.

Wir backten stundenlang Spekulatius und andere Kekse, vornehmlich Gebäckstreifen auf dem Fleischwolf an dem eine Schablone für 4 verschiedene Formen angebracht war. Die Form, die einen sternförmigen Streifen erzeugte, wurde von uns besonders gerne benutzt, denn man konnte daraus Kringel und Schleifen und alle möglichen Formen erzeugen. Auch mit Schokoladenguss und in allen möglichen Farben gefärbtem Puderzuckerguss und „Liebesperlen“ wurde dabei gearbeitet. Leider machte es uns Kindern nicht unbedingt Spaß, denn unsere Mutter backte sicherlich aus einem Zentner Mehl solche Kekse, die dann an die in der Werkstatt meines Vaters beschäftigten Lehrlinge und den Gesellen oder Gesellin zu Weihnachten verschenkt wurden.
Selbst in die Kirche zum Gottesdienst wurde diese sagenhaften „Emma-Kekse“ mitgenommen und dort dann nach dem Gottesdienst gerne mit Kaffee vertilgt.

Auch die „buckelige“ Verwandtschaft profitierte von unseren Keksen, denn meine Mutter ließ sich jedes Jahr eine neue Variante einfallen und ich muss zur Ehrenrettung meiner zahlreichen Tanten sagen, dass jede Tante Ihre eigene Spezialität hatte und diese dann großzügig untereinander ausgetauscht wurden.
Uns Kindern wurde bis Weihnachten die Menge pro Adventssonntag zugeteilt, dazu muss man wissen, dass diese Keksdosen neben und unter dem Bett meine Mutter aufbewahrt wurden.

Nur bei dem beim Bäcker gebackenen Lebkuchen gab es keine Kumpanei, die wurden nur von der Kernfamilie genossen.
Aber meine Mutter hatte noch eine Leidenschaft und diese Leidenschaft hieß: Weihnachtstollen.
Dafür sparte sie das ganze Jahr die Wertmarken in den Klebeheftchen, die man beim Kaufmann bekam zusammen. Für die Wertmarken des ganzen Jahres wurden dann Mandeln, Haselnüsse, Sultaninen, Orangeat, Rum usw. usf. eingekauft. Und dann kam der „Große Tag“.

Am Abend des Vortages wurde der Teig in einer großen Holzmolle angesetzt und neben den Küchenherd gestellt, in der Nacht klingelte der Wecker und meine Mutter stand auf, um Ihren Teig zu kneten. Am frühen Morgen zogen wir dann mit dem Handwagen, unsere sämtlichen Zutaten dabei zum Bäckermeister Götze. Nicht etwa zu Peinemann, oder einem anderen Bäcker, nein, keiner formte und backte die Weihnachtstollen so gut wie Bäckermeister Götze.

Sie ahnen es vielleicht schon, am Abend konnten wir dann mit strahlenden Gesichtern unser Stollen, so groß wie ein 4 Pfund Brot abholen. Die wurden dann jedes Jahr fein säuberlich auf dem Schlafzimmerschrank verstaut. Wir hatten dafür extra unter der Decke einen Vorhang bis zur Schrankdecke, damit der Stollen nicht vollstaubte, denn natürlich war er dick mit Puderzucker bestreut und konnte nur vorsichtig mit Pergamentpapier abgedeckt werden.

An jedem Adventsonntag saßen wir um den Tisch herum, aßen zugeteilte Kekse und Stollen und ich erinnere mich gerne an diese Zeit zurück, in der wir gemeinsam Lieder zum Advent gesungen haben. Da gab es kein Pardon, auch mein pubertierender Bruder musste mit am Tisch sitzen und singen. Wir hatten so viel Stollen gebacken, dass wir jeden Sonntag ein Stück und am Karfreitag das letzte Stück Stollen bekamen. Ab Februar musste er natürlich schon eingestippt werden, aber das hatte meine Eltern nicht gehindert, jeden Sonntag mit uns zum Kaffee zusammenzusitzen.

Ich weiß nicht, ob wir eine besonders schrullige Familie waren, aber meine Mutter hat selbst als Sie ihren Haushalt nur noch allein führte, es sich nicht nehmen lassen, ihren eigenen Stollen, natürlich nicht mehr in der Menge zu backen.
In meiner Ehe habe ich diese Tradition eine Weile fortgeführt, aber bei mir hat es immer nur Quarkstollen gegeben.
Ja, meine Mutter hatte in der Adventszeit immer sehr viel zu tun, aber ich kann mich nicht erinnern, dass wir nur an einem einzigen Tag auf unserer gemeinsames Kaffeetrinken und Kekse und Stollen essen verzichtet haben. Wenn wir am Tisch saßen, dann ruhte die Welt um uns herum.

Allerdings hatten wir damals auch noch richtigen Schnee, der die Welt in meinen Augen ein kleines Stückchen langsamer gehen ließ.
Ich war letzte Woche zu einer Personalversammlung nach Aurich gefahren, auf dem Weg dahin, wäre ich fast wieder umgekehrt, denn bis zum Walsroder Kreuz schneite es, an meinem Jugendschnee gemessen, minimal, aber sämtlicher Verkehr auf den Straßen war aus den Fugen geraten und die Welt um mich herum versank in aggressiver Hektik.

Nun schneit es, worüber ich mich sehr freue, heute wieder ein wenig und ich musste auch heute Morgen mein Auto für den Einkauf erst einmal freikratzen.
In diesem Jahr finde ich es besonders schlimm, denn wir alle wachen jetzt aus der Lethargie der Coronazeit auf, obwohl die Pandemiegefahr ja noch nicht vorüber ist und wir uns alle trotzdem gut schützen sollten.
Ich habe mir auf jeden Fall meine 4. Impfung geholt und hoffe, dass auch Sie alle Vorsichtsmaßnahmen für sich in Anspruch genommen haben.

Armutsgefährdung
Rund 13 Millionen Deutsche sind armutsgefährdet, weil sie weniger als 1.251 Euro im Monat verdienen. Die aktuelle Inflation könnte die Situation deutlich verschlimmern. (Quelle : Statistisches Bundesamt)

Krankenkassenbeiträge
57 Millionen gesetzlich Krankenversicherte müssen sich auf gestiegene Beiträge einstellen. Der Zusatzbeitrag wird um 0.3% auf 1,6% angehoben. Insgesamt entfallen damit 2023 16,2% des Bruttolohns auf den Beitragssatz für die Krankenversicherung. So hoch waren die Beiträge noch niemals.

Inflation und Energiepreispauschale
Gestern rief mich meine Nichte an und fragte, ob ich denn schon meine Energiepreispauschale erhalten hätte.
Ich hatte mir darüber bisher keinerlei Gedanken gemacht, denn ich lebe ja in gesicherter Armut und hatte die gesamte Teuerung ein wenig von mir weggeschoben, nach dem Motto: „ ES ist ja immer gut gegangen. Wird schon werden.
Nun habe ich anhand meiner Kontoauszüge gesehen, dass die Regierung Wort gehalten hat und mir am 07. Dezember die 300,00 € überwiesen hat.

Nun hoffe ich, dass ich davon nicht allzu viele Steuern zahlen muss und wirklich etwas für die Energiekosten übrig bleibt.
Ja, mit der Inflation ist das so eine Sache, wird alles wirklich so viel teurer, oder ist auch vieles davon dem Mitnahmeeffekt und der Gier des Einzelnen geschuldet.

Ich habe seit Jahren immer eine bestimmte Sorte Joghurt gekauft, immer zum ungefähr gleichen Preis, plötzlich ist dieser Joghurt um einen ganzen Euro gestiegen. Ich kaufe diesen Joghurt nicht mehr, denn das ist wohl die einzige Möglichkeit, sich als Verbraucher dagegen zu wehren.

Tarifforderungen und Inflationsrate
Sie alle haben sich hoffentlich mit den Forderungen für die Tarifrunde 2023 auseinandergesetzt, denn auch wir als Rentner sollten wissen, was unsere Kolleginnen und Kollegen bei der Tarifrunde 2023 fordern werden.
In eine Diskussionsrunde über die vom Deutschen Beamtenbund und tarifunion geforderten 10,5% Tariferhöhung sagte ein Politiker: „ Wenn Sie die 10,5% erhalten, dann haben Sie nicht einen Eurocent mehr, sondern Sie haben lediglich die Inflationsrate“
Nun möchte ich mich an dieser Stelle nicht mit der Tarifpolitik befassen, dafür haben wir unsere Tarifkommission, aber dieser eine Satz hat doch sehr stark in mir nachgewirkt und so möchte ich Sie von dieser Stelle aus bitte, sich doch mit den im nächsten Jahr stattfindenden Tarifverhandlungen auseinanderzusetzen und unsere aktiven Kolleginnen und Kollegen beizustehen, denn in diesen Tarifverhandlungen, so befürchte ich, wird es nicht ohne Streikmaßnahmen abgehen und auch wir als Rentner können und sollten unsere aktiven Kolleginnen und Kollegen bei ihren Aktivitäten unterstützen.
Außerdem stärkt es natürlich auch die Gemeinschaft, wenn wir als Rentnerinnen und Rentner unsere im Berufsleben stehenden Kolleginnen und Kollegen aktiv unterstützen. Ich würde mich freuen, wenn es zu keinem Streik kommt, aber ich würde mich auch darüber freuen, Sie bei den Streikaktivitäten zu treffen. Ich werde da sein!

Rentenerhöhung
Laut Hannoverscher Presse vom 07. 11.2022 sollen die gesetzlichen Renten im Juli 2023 um rund 3,5% in Westdeutschland und um rund 4,2% in Ostdeutschland steigen. Das geht aus dem Entwurf des Rentenversicherungsberichts 2022 hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Die Renten folgen den Löhnen immer mehr als ein Jahr verzögert, deshalb reicht es bei plötzlichen Preisanstiegen und folgenden stärkeren Lohnerhöhungen nicht, wenn die Renten zum Juli 2023 oder sogar erst 2024 deutlich steigen.


Pflegegelder
Eine Studie, die der VdK in Auftrag gegeben hatte, hat ergeben, dass mehrere Milliarden Euro zur Pflege nicht abgerufen werden. Der Sozialverband sieht die Gründe in der mangelnden Aufklärung der Pflegebedürftigen und Ihrer Angehörigen. Sog. Pflegestützpunkte informieren kostenlos, vertraulich und auch anonym per Telefon, vor Ort und zu Hause. Stützpunkte in unserer Nähe finden wir unter: www.zqp.de/beratung-pflege.

Auch wir als VAB bieten in jedem Jahr ein Seminar für Senioren an, leider wird dieses Seminar nur immer von den gleichen Personen besucht. Darüber bin ich zwar nicht böse, aber ich würde mir doch wünschen, dass sich mehr Senioren und Seniorinnen aus unseren Reihen für derartige Seminare, die wir immer mit kompetenten Referenten besetzen, interessieren. Aber, wie gesagt, mehr als anbieten, können auch wir nicht.

Pflegebedürftig
aber zu stolz, um sich helfen zu lassen.

Als meine Schwester, im stolzen Alter von 92 Jahren nicht mehr so recht laufen konnte, habe ich Ihr zu einem Rollator geraten. Die Antwort war: „ Was sollen die Leute denken, wenn Mathilde Müller mit einem Rollator durch die Straße geht?“ Ja, was, sollen die Leute denken, dass wir nicht mehr so recht laufen können, aber am Gemeinschaftsleben noch teilnehmen möchten doch wohl.
Inzwischen hat sie einen Rollator und hockt ganz oft darauf und unterhält sich mit den Leuten auf der Straße.
Auf unseren Stolz müssen wir ein klein wenig verzichten, aber vielleicht sollten wir demütig sein, dass wir in unserem Alter noch so vieles wollen und mit Hilfsmitteln auch können. Wenn bei uns mehr und mehr die Kraft abhandenkommt, oder auch die Beweglichkeit nachlässt, so sollten wir nicht zögern, uns über mögliche Unterstützung zu informieren. Wir bezahlen ja schließlich auch dafür, indem uns für die Pflegeversicherung auch von unserer Rente Beiträge abgezogen werden. Hilfe bei Pflegebedürftigkeit ist kein Almosen, sondern unser „Gutes Recht“.
Ich habe jedenfalls Beiträge zur Pflegeversicherung gezahlt und Sie ganz gewiss auch.

Seniorenassistenten
Jeder von uns büßt im Alter ein Stück seiner Vitalität ein. Da wird der Alltag schon mal zur Last. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass wir hilflos sind. Für die Lasten des Alltags, wie Medikamentenfragen, Behördenangelegenheiten, Einkäufe erledigen, Arztbesuche usw. usf. gibt es Seniorenassistenten. Diese kommen stundenweise ins Haus und helfen bei allen nicht pflegerischen Tätigkeiten. Oft haben sie besondere Tätigkeitsschwerpunkte (Haushalt, Bürokratie, Begleitung, usw.) Sie sind unter z.B. www.drk.de/hilfe-in-deutschland/senioren oder www.pflege.de oder www.betreut.de oder auch www.putzperle.de zu finden.
Die Kosten werden bei Pflegegrad 1 über den monatlichen Entlastungsbetrag bzw. die HWH(Hilfe zur Weiterführung des Haushalts) von den Krankenkassen mit 125 €uro im Monat bezuschusst. Einen Pflegegrad sollten wir bei der zuständigen Krankenkasse schon beantragen, sobald erste Einschränkungen auftreten.
Krankenkassen leisten erste Beratungen und verweisen auf spezielle Beratungsstellen, z.B. den Medizinischen Dienst(MDK). Dieser Medizinische Dienst klärt zum Beispiel bei eingeschränkter Selbständigkeit des Betroffenen über die Möglichkeiten einer externen Pflegekraft auf und bestimmt dann auch den Pflegegrad. Die Angebote der ambulanten Pflege sind manchmal in größeren Städten besser, als in dörflicher Umgebung, aber es hängt immer an dem Einzelnen. Die Kosten für eine ambulante Pflege, oder eine externe Pflegekraft zahlt die Pflegeversicherung, die an die Krankenkassen angeschlossen ist.
Anlaufstelle für alle Fragen zu Pflege, Pflegegrad und Alltags-Hilfe: medizinischerdienst.de
80% aller Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt, das sind 3,1 Millionen Menschen. Davon werden etwa 2,33 Millionen Betroffene von Familienangehörigen – 70 Prozent Frauen – gepflegt.
Und zum „Guten Schluss“
Schön, dass es MICH gibt.
So können wir unser größter Fan werden:

-Machen Sie sich nicht dauernd nieder, sondern sprechen Sie wohlwollend und voller Mitgefühl mit sich selbst.
Sie sollten sich auch regelmäßig loben.

-Akzeptieren Sie sich, wie Sie sind.
Natürlich dürfen Sie an sich arbeiten, falls Sie etwas verändern wollen – aber bitte ohne Druck und Vergleiche mit anderen.

Hören Sie auf Ihren Körper und Ihre Gefühle, beide verdienen eine liebevolle Behandlung.
Seien Sie sich selbst gegenüber stets wertschätzend und rücksichtsvoll
Genießen Sie und freuen Sie sich Ihres Lebens, denn jeder von uns hat nur Eines und das ist auf jeden Fall wunderbar und kostbar. Bleiben Sie dem VAB mit Ihrer Mitgliedschaft verbunden, wie Sie es alle Jahre hindurch waren.



Adventszeit, Lichterzeit,
auch dieses Jahr sind wir bereit,
dem kühlen dunklen November zu entrücken
und voller Hoffnung
auf Weihnachten zu blicken.
Auch wenn es scheint, die ganze Welt ist verrückt,
der Anblick des Kerzenscheins uns entzückt.
Drum wünsch ich Dir und Allen weit und breit
Eine wunderschöne Advents- und Weihnachtszeit.

Es grüßt Sie voll advents- und weihnachtlicher Stimmung im Herzen

Ihre

Brigitte Buggle

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